Raupennahrungspflanzen:
Die Raupe lebt an Gräsern (vor allem Molinia und Carex). Bei München wurde sie fast ausschließlich an Carex panicea gefunden.
Lebensraumansprüche:
Coenonympha oedippus besiedelt vor allem nasse Stromtal-Pfeifengraswiesen oder andere Flachmoorbestände mit Kleinseggen (Carex) und Pfeifengras (Molinia). Typisch sind auch in die Wiesen eingestreute, sehr lockere Schilfbestände. Dichte Schilfbestände werden ebenso wie eutrophierte Hochstaudenbestände oder Mähwiesen (Kohldistel-Wiesen) deutlich gemieden.
Stellenweise (Südalpenbereich) scheinen in geringerem Umfang auch trockene, steile, oft von Wald umgrenzte und kaum gemähte Hangwiesen oder Lichtungen besiedelt zu werden.
Entwicklungszyklus:
Die Raupe überwintert (braun verfärbt) und ist im Mai ausgewachsen. Die Falter fliegen von Anfang Juni bis Anfang August mit Schwerpunkt in den meisten Jahren Ende Juni/Anfang Juli. Die Falter fliegen recht langsam auf den Flächen umher, wobei die Männchen oft patrouillierend nach den Weibchen suchen und sich bei Sonnenschein nur gelegentlich und meist kurz auf die Gräser setzen. Die Weibchen setzen sich hingegen häufig in die Vegetation und kleben Ihre Eier an Grashalme etc. Blüten werden in beiden Geschlechtern nur vergleichsweise selten besucht. Eine wichtige Nahrungsquelle scheinen aber Blattlausausscheidungen und Guttationstropfen an Gräsern und Kräutern zu sein.
Gefährdung: vom Aussterben bedroht
Gefährdungsursachen:
Coenonympha oedippus ist europaweit eine der gefährdetsten Tagfalter überhaupt. So ist Coenonympha oedippus in Deutschland, der Schweiz und Österreich so gut wie ausgestorben. Im Nordalpenraum (mit angrenzenden Ländern) gibt es lediglich in Liechtenstein noch zwei nennenswerte Populationen in Riedwiesen, von denen eine ebenfalls stark durch Eutrophierung, Parzellierung und Störung des Wasserhaushalts mit nachfolgender Einwanderung von Neophyten (Solidago!) bedroht ist.
Insgesamt ist die Zerstörung von Feuchthabitaten durch Eutrophierung, landwirtschaftliche Intensivierung oder Bebauung sowie Sukzession nach Aufgabe der traditionellen extensiven Nutzung (Herbstmahd) der Hauptgefährdungsfaktor.
Bemerkungen:
Coenonympha oedippus kommt von Südwestfrankreich (Nordspanien?) über das mittlere und östliche Europa und Asien (vor allem Südrußland) bis nach Japan vor.
In Europa sind die letzten, oft stark isolierten Populationen vor allem in Südwestfrankreich (Les Landes, bestes Vorkommen) und in den Südalpen (besonders Norditalien) zu finden. Auch in Osteuropa (Ostpolen etc.) sowie in Liechtenstein gibt es noch Restbestände. In Deutschland ist ein letztes, kleinflächiges Vorkommen aus Bayern bekannt, das trotz Pflegemaßnahmen noch nicht als gesichert erscheinen kann.
Hinweise zur Bestimmung:
Coenonympha oedippus kann mit Coenonympha hero (diese hat aber orangene Einfassungen der Ocellen auf der Hinterflügelunterseite) und dem oft allgegenwärtigen Aphantopus hyperanthus (größer, ohne bleigraue Randbinde auf der Flügelunterseite) verwechselt werden.