Raupennahrungspflanzen:
Die Raupen fressen an Polygonum (Persicaria) bistorta (Schlangen-Knöterich), seltener auch an Polygonum viviparum (z.B. Nordalpenrand, Skandinavien). Möglicherweise sind in Nordskandinavien auch Ericaceae involviert, da die Falter oft in Hochmooren an Stellen scheinbar völlig ohne Polygonum fliegen.
Lebensraumansprüche:
Als sogenanntes Glazialrelikt kommt Boloria eunomia in Feuchtwiesen, Quellmooren, Streuwiesen, Seggenrieden und an ähnlichen kühl-nassen Standorten vor. Der Falter ist beispielsweise im bayerischen Voralpenland in streureichen Flachmooren noch weiter verbreitet. Boloria eunomia kann auch an Kleinstandorten - solange diese intakt sind - stabile Populationen aufbauen. Ich kenne sie u.a. zusammen mit Zygaena trifolii von einer nur etwa 500 m2 großen Fläche bei Memmingen. Allerdings sollten soche Flächen idealerweise über Gräben etc. mit ähnlichen Patches vernetzt sein, um der Art ein Überleben in einer Metapopulation zu ermöglichen. Dies ist beim zitierten Beispiel aber leider nicht der Fall.
Entwicklungszyklus:
Die Raupe überwintert offenbar zweimal und ist dann Ende April oder im Mai verpuppungsreif. Nach neueren Untersuchungen scheint die zweimalige Überwinterung bei den allermeisten Raupen vorzukommen. Andererseits deuten eigene Raupenfunde im April 2003 mehr auf eine einjährige Entwicklung hin. Vermutlich wird es einfach eine fraktionierte Entwicklung mit fakultativer zweiter Überwinterung geben, deren Anteile je nach Habitat und Jahr auch schwanken dürften.
Raupen fand ich vereinzelt im April und Mai, besonders bei Regenwetter. Die Tiere ruhen in den Fraßpausen gut getarnt in der Streuschicht. Nur gelegentlich sind sie auch in der Sonne aktiv. Ende April 2013 konnte ich bei Memmingen 4 Jungraupen tagsüber beobachten, die sich in der Umgebung befressener Blätter in der Streu sonnten. Drei waren noch im drittletzten Stadium, in dem sie auch überwintert hatten (kaltes Frühjahr 2013!), eine zu Beginn des vorletzten Stadiums. Ende Mai 2013 beobachtete ich an einer anderen Stelle (Iller bei Oberbinnwang) zwei ausgewachsene Raupen im Moos ruhend (nur durch Zerteilen der Krautschicht mit den Händen sichtbar).
Auch Präpupae konnten, im Gewirr der trockenen, vorjährigen Halme hängend, hin und wieder beobachet werden.
Die sehr proterandrische Art fliegt ab Ende Mai (nur Männchen) bis Anfang Juli (nur mehr Weibchen), wobei zwischen den Jahren witterungsbedingte Schwankungen auftreten. Die Eiablage erfolgt in kleinen Gruppen von 1 bis 10 Stück an die Blattunterseite älterer, großer und teils löcheriger Blätter, wo die Eier leicht zu finden sind.
Die Falter saugen zu hohem Prozentsatz an den Blüten von Polygonum bistorta, gegen Ende der Flugzeit auch gerne an Knautia arvensis.
Gefährdung: stark gefährdet
Gefährdungsursachen:
Durch Lebensraumverlust ist Boloria eunomia stark gefährdet. Kleine Lebensräume eutrophieren leicht, gehen in unbesiedelbare Sukzessionsstadien über, werden von Neophyten (Solidago sp., Impatiens) überwuchert oder werden umgewidmet (Forst, Güllewiese, Bauland). Zum Erhalt der leicht zu Brachestadien tendierenden Art ist eine nicht zu tiefschürige Streuwiesenmahd ab Mitte September mit Abfuhr des Schnittgutes empfehlenswert, die einen gewissen, wechselnden Teil ausspart und an magereren Standorten auch nicht alljährlich erfolgen muss.
Bemerkungen:
Die Verbreitung ist holarktisch (N-Amerika, Asien, Europa). In Europa ist das Vorkommen sehr lokal und disjunkt. Am häufigsten sind Nachweise im nördlichen Voralpenland (Boloria eunomia fehlt aber in den Alpen), in Skandinavien und ab Polen nordostwärts.