Raupennahrungspflanzen:
Die Raupe lebt ausschließlich an Helianthemum alpestre (= Helianthemum oelandicum). Andere Helianthemum-Arten werden im Freiland aller Wahrscheinlichkeit nach nicht belegt, jedoch problemlos von den Raupen im Versuch angenommen.
Lebensraumansprüche:
Pyrgus warrenensis besiedelt besonnte, niedrigwüchsige, alpine Matten ab 1700m NN bis 2700m NN (Fundortmaximum von 2000-2400m NN) mit Vorkommen der Raupennahrungspflanze, oft südexponiert, jedoch auch in leicht nördlicher Exposition, solange die Fläche noch ausreichend besonnt ist
Entwicklungszyklus:
Der Entwicklungszyklus ist zweijährig. Die erste Überwinterung erfolgt als L1 (seltener auch bereits L2, wenige Beobachtungen Anfang September 2009 neben zahlreichen L1 oberhalb des Mattertals bei Zermatt), wobei sich die Raupe in einer Triebspitze dergestalt einspinnt, dass die äußeren, größeren Blätter nach oben zusammengesponnen werden und sich das Tier ohne weiteres Gespinst von den kleineren Blättern zwiebelartig eingehüllt zentral befindet. So entsteht ein hermetisch abgeriegeltes Hibernarium, das die Raupe vor den Unbilden des hochalpinen Winters gut schützt (insbesondere wohl vor Austrocknung, mindestens 7 Monate werden darin verbracht!). Solche Raupen fand ich bereits Ende Juli 2005 und dann wieder am 30.10.2005 im Wallis auf 2300m NN.
Junge Raupen beobachtete ich dort im Juni 2004. Diese begannen eine repetetive Überwinterung, erwiesen sich aber als parasitiert.
2005 konnte Pyrgus warrenensis im Wallis genauer studiert werden. Mitte Juli flogen zahlreiche Falter in 2300m NN. Wichtigste Nektarpflanzen waren Thymus sp., Aster alpinus, Lotus alpinus, Trifolium sp. und Sempervivum sp. etc. Eiablagen und Raupenfunde (auch im Mai 2005, vorletztes und letztes Stadium) gelangen nur an Helianthemum alpestre, während der syntope Pyrgus alveus, der dort im Durchschnitt etwas später (mit deutlicher Überschneidung) fliegt, kein Helianthemum alpestre, sondern nur Helianthemum nummularium grandiflorum nutzt. Pyrgus warrenensis weist nach den Beobachtungen wie Pyrgus cirsii 6 Larvalstadien auf (hier allerdings nur in der Zucht und noch nicht im Freiland bestätigt). Die zweite Überwinterung erfolgt in der Natur im vorletzten Stadium in einem bodennahen Gehäuse.
Gefährdungsursachen:
Im deutschen Alpenraum ist Pyrgus warrenensis sehr selten (Berchtesgaden, im Allgäu 2008 und 2009 durch Karle-Fendt wieder beobachtet). Insgesamt ist der Falter gefährdet durch touristische Erschließungen aller Art. Helianthemum alpestre wächst dazu in den bayerischen Alpen bevorzugt in Gipfel- und Gratlagen, die besonders durch den massenhaften Bergtourismus in Mitleidenschaft gezogen werden.
Auch im sonstigen Alpenraum werden Populationen lokal durch Erschließungsmaßnahmen und Tourismus wohl am stärksten gefährdet.
Bemerkungen:
In der Zucht kann die zweijährige Entwicklung auf 3 Monate abgekürzt werden. Zudem ist es möglich, die Raupen zwischen L1 und dem vorletzten Stadium zu überwintern (nicht mehr offenbar im letzten). Ausschlaggebend sind die Zuchttemperaturen. Im Freiland wird die Überwinterung wie bei den anderen hochalpinen Pyrgus-Arten durch die kalten Nachttemperaturen induziert. Tagsüber können hier bei Sonnenschein auch im Oktober bodennah noch über 20 Grad Celsius erreicht werden.
Pyrgus warrenensis ist nur sehr lokal in den Alpen ab ca. 1700m NN und angeblich im Zentral-Apennin verbreitet.
Hinweise zur Bestimmung:
Der Falter kann bei einiger Erfahrung nur mit kleinen, wenig gezeichneten Exemplaren von Pyrgus alveus (f. alticola) verwechselt werden. Hier gibt nur die Genitaluntersuchung letzte Gewissheit.