Raupennahrungspflanzen:
Potentilla pusilla, gelegentlich Potentilla grandiflora und in tieferen Lagen wohl auch P. verna.
Lebensraumansprüche:
Pyrgus carlinae besiedelt sonnenexponierte, eher magere Hänge und Bergmatten der Südwest- und westlichen Zentralalpen vom Nordwesttessin ab westwärts von 1000m (selten noch tiefer) bis etwa 2800m NN. Am häufigsten ist sie um 2000m NN. Die Raupen leben nur an Stellen, an denen Potentilla dem sonst kaum bewachsenen Boden direkt aufliegt (vgl. Pyrgus cirsii).
Entwicklungszyklus:
Im Gegensatz zu der sehr nahe verwandten Schwesterart Pyrgus cirsii weist P. carlinae eine schnelle Entwicklung mit zumeist nur vier Häutungen auf (von mir im Walliser Mattertal erforscht). Das im Vergleich zu Pyrgus cirsii etwas größere Ei wird meist an der Blattunterseite abgelegt. An günstigen Stellen kann man oft mehrere Eier pro Pflanze finden, die meist von verschiedenen Ablageflügen herrühren. Die Raupe überwintert innerhalb der Eihülle und frisst von April bis Juni. Falter finden sich von Juli bis Ende August, selten auch noch Anfang September.
In der Zucht schlüpfen die Raupen, sofern die Eier nicht zumindest nachts kalt gehalten werden, im warmen Zimmer bereits im Herbst und entwickeln sich zu einer partiellen zweiten Generation, was im Freiland nicht vorkommt. Bei etlichen hochalpinen Arten ist wie hier eine reine Temperaturkoppelung gegeben, die sich Arten des Tieflands (Pyrgus cirsii) so nicht leisten könnten.
Gefährdungsursachen:
In den Hochlagen ist Pyrgus carlinae punktuell durch Tourismus und intensive Weidewirtschaft gefährdet. Leider wurde zum Beispiel ein individuenreicher Fundort auf der Walliser Täschalpe in den letzten Jahren noch stark dezimiert. So wurden zum Bau eines Schutzdamms Teile des Habitats vernichtet. Weitere Teile wurden leider sinnlos durch eine landwirtschaftliche Intensivierung auf 2200m NN geopfert! So wurde im Frühjahr 2007 eine Bewässerung des raupenreichsten Teilhabitats knapp unterhalb der Häuser auf ehedem mager-trockenen Flächen installiert, die mittlerweile den Charakter der Fläche bis zur Unbesiedelbarkeit verändert hat. Bleibt zu hoffen, dass dort angrenzende, noch erhaltene Flächen der Art ein weiteres Überleben in diesem Gebiet ermöglichen.
So oder ähnlich verläuft es leider an immer mehr Fundorten!
Bemerkungen:
Pyrgus carlinae kommt endemisch in den Südwestalpen vor (Frankreich, Schweiz, NW-Italien).
Hinweise zur Bestimmung:
Die Weibchen weisen meist eine intensive gelbliche Überstäubung der Flügeloberseite auf. Die weißen Flecken sind auf der Vorderflügeloberseite oft deutlich reduziert. Bei den Männchen sind die weißen Flecken hier größer und auf der Hinterflügeloberseite viel schärfer ausgebildet.
Pyrgus carlinae kann vor allem mit Pyrgus alveus verwechselt werden, weist aber bei einiger Erfahrung ausreichend subtile Unterschiede (v.a. auf der HFU) auf, um auch im Freiland recht sicher angesprochen werden zu können.