Raupennahrungspflanzen:
In der Provence leben die Raupen an Potentilla hirta und P. pusilla (Nel 1985 und eigene Beobachtungen), aber wohl auch an P. reptans. Im Wallis wurde sie laut Literatur an Helianthemum nummularium gefunden. In der Zucht fressen die Raupen wie die von P. cirsii, P. carlinae und P. armoricanus beide Gattungen, so dass dies plausibel erscheint. Ende Juni 2008 beobachtete ich dann in der Sierra Nevada und angrenzenden Gebirgen (Südspanien) Eiablagen und Eier an Potentilla reptans, Helianthemum apenninum und Malva neglecta. Die Nutzung von Malven war bislang bei europäischen Pyrgus-Arten stets ins Reich der Fabeln verwiesen worden, was wohl auch meist zu Recht geschah. Pyrgus onopordi scheint hier die berühmte Ausnahme zu bilden. In Nordamerika lebt eine Reihe Pyrgus-Arten laut Literatur an Malvaceae.
Lebensraumansprüche:
Pyrgus onopordi besiedelt heiße Felshänge, Magerrasen und trockenes Ruderalgelände. In der Provence lebt der Falter gerne am Rande trockener, teils locker bewaldeter Bachschluchten am Fuße trockener, buschiger Hänge. Im Nordteil der Verbreitung ist Pyrgus onopordi auf tiefe Lagen bis maximal 1400 m NN beschränkt. In der Sierra Nevada traf ich eiablegende Weibchen noch in über 2500m auf xerothermen Weiden an Malva neglecta an.
Entwicklungszyklus:
Die Entwicklung verläuft ähnlich wie bei Pyrgus armoricanus. Es werden eine bis drei Generationen pro Jahr ausgebildet. Dies zeigt schon, dass die Neigung zur Subitanentwicklung nicht ganz so ausgeprägt wie bei P. armoricanus ist. Im Juli 2005 fand ich in der Provence mehrere halberwachsene Raupen zusammen mit frischen Faltern der partiellen zweiten Generation. Diese Raupen ließen sich auch durch erhöhte Temperaturen nicht ohne Überwinterung zur Verpuppung bringen. Dies mag eine Anpassung an Sommertrockenheit sein. Die Raupe überwintert als L4, nach später Eiablage hingegen in einem jüngeren Stadium ab L1.
In der Sierra Nevada flogen Ende Juni 2008 zahlreiche zumeist frische Falter bis in über 2500m NN, die wohl je nach Höhenlage entweder noch der ersten oder schon der zweiten Generation angehörten. Eine Trennung der Einzelfalter ist hier nicht möglich.
Gefährdungsursachen:
In Deutschland sind nur zwei historische Funde auf der Schwäbischen Alb (Ebert & Rennwald 1989) belegt. Für diese anspruchsvolle Art existieren heute kaum mehr potentielle Habitate in Mitteleuropa.
Bemerkungen:
Es handelt sich um eine südwesteuropäische Art (Nordwestafrika bis Italien) mit Restvorkommen im Wallis. In den südspanischen Gebirgen ist Pyrgus onopordi meist noch die häufigste Pyrgus-Art.
Hinweise zur Bestimmung:
Die Falter sind oft etwas gelblich überstäubt. Zudem ist der weiße Zentralfleck der Hinterflügelunterseite meistens typisch ambossförmig ausgebildet. Dies kann allerdings manchmal auch bei anderen Arten (etwa Pyrgus armoricanus) auftreten, so dass P. onopordi ohne entsprechende Erfahrung (und auch dann manchmal nur über das Genital) vor allem im Freiland mit einigen weiteren Arten (P. armoricanus, P. alveus, kleine P. bellieri) verwechselt werden kann.