Raupennahrungspflanzen:
Die Eier werden an nicht-saure Rumex-Arten abgelegt, so insbesondere Rumex crispus, R. obtusifolia und R. hydrolapathum. Ursprünglich und auch heute noch bei der niederländischen ssp. batavus war R. hydrolapathum am wichtigsten.
Lebensraumansprüche:
Lycaena dispar besiedelt besonders artenreiche und extensive Feuchtwiesen, noch extensivere Fettwiesen, Uferzonen, Kiesgruben, Ruderalfluren, Böschungen und Grabenränder. Vor allem (aber nicht nur) in der zweiten Generation dispergieren die Falter sehr stark und legen Eier auch in vielschürigen landwirtschaftlichen Intensivwiesen ab, in denen sie aber normalerweise nicht dauerhaft leben können. Lycaena dispar ist insgesamt wenig ortstreu und kann neu entstandene Habitate wie extensivierte Wiesen rasch besiedeln.
Entwicklungszyklus:
Die Eiablage erfolgt meist in kleinen Gruppen von 1-4 (oder selten mehr) Stück auf der Blattoberseite (meist nahe der Mittelrippe) von Rumex-Pflanzen, die oft die übrige Vegetation deutlich überragen, etwa einige Wochen nach der Mahd. Im Juni 2012 beobachtete ich in Nordostwürttemberg die Eiablage mehrfach auch an Rumex crispus-Pflanzen, die auf offenem Rohboden wuchsen. Bei der Eiablage orientiert sich der Falter zunächst optisch und landet auch häufig auf anderen großen Blättern, etwa von Plantago major etc. Bei der Eiablage sitzt das Weibchen meistens auf der Blattoberseite mit dem Kopf zum Blattrand.
Die Raupen überwintern halbwüchsig und sind Ende April oder im Mai ausgewachsen. Die Falter fliegen von Mai bis Juni/Anfang Juli und meistens (allgemein bei der Unterart rutilus, nicht aber im Nordwesten bei der rezenten ssp. batavus: Niederlande, England) wieder in einer zweiten Generation von Mitte Juli bis Anfang September. Seltener kann es in Hitzesommern auch zur Ausbildung einer meist nur partiellen dritten Generation im September/Oktober kommen. Lycaena dispar kommt meist in geringer Abundanz vor, so dass die Männchen an abweichenden Vegetationsbereichen (wie höherwüchsigen Carex-Fazies etc.) zur Partnerfindung Reviere besetzen wie das auch bei Apatura an strategisch günstigen Einzelbäumen bekannt ist.
Die Falter besuchen sehr gerne Blüten. In einem Habitat im Nordosten Württembergs wurden im August 2012 fast alle verfügbaren Arten genutzt, so besonders Senecio erucifolius, Achillea millefolium, Cirsium arvense, Trifolium pratense, Lathyrus sp., Arctium sp. und sogar Euphorbia.
Weitere Beobachtungen stammen etwa von Ranunculus, Lythrum, Taraxacum, Solidago usw.
Gefährdung: stark gefährdet
Gefährdungsursachen:
Durch den rapiden Rückgang extensiver Feuchtwiesen ist Lycaena dispar in vielen Teilen des Verbreitungsgebiets stark bedroht. Die Klimaerwärmung fördert den Falter hingegen. Die starke Abundanzentwicklung in Hitzesommern und die vorübergehende Ausbreitung darf aber nicht über die schlechte Situation geeigneter Kernhabitate hinwegtäuschen! Derzeit hat sich Lycaena dispar vom Oberrhein her bis in tiefe Lagen Ostwürttembergs (etwa Jagsttal) und Westbayerns ausgebreitet (analog zu Cupido argiades).
Leider werden diese Habitate weiter beeinträchtigt (intensive Landwirtschaft, Flächenverbrauch für Energiepflanzen und Solarparks). Mir ist beispielsweise ein gutes Vorkommen bei Künzelsau in Ostwürttemberg bekannt, wo 2012 zahlreiche Falter und hunderte Eier beobachtet wurden und wo syntop Cupido argiades vorkommt. Hier existieren Pläne zur Umwandlung in einen Solarpark. Die sogenannte Energiewende wird leider allzu oft auf dem Rücken der letzten naturnahen Flächen ausgetragen!
Bemerkungen:
Die Gesamtverbreitung erstreckt sich von Frankreich (sehr lokal, vor allem im Elsaß, selten im Südwesten) über Mitteleuropa (selten in disjunkten Arealen in Norditalien, den Niederlanden und Deutschland, in England ssp. dispar ursprünglich ausgestorben, ssp. batavus aus den Niederlanden angesiedelt) bis ins Baltikum und über die nördliche Balkanhalbinsel (nach Süden bis zum griechischen Olymp, eigene Funde im Juli 2011) bis zum Schwarzen Meer und in Teile der Nordwesttürkei.