Lebensraumansprüche:
Chorthippus lacustris besiedelt ein sehr spezielles, feuchtes Habitat. Diese Heuschrecke kommt nur in der Nähe von Seen oder in Mulden vor, die im Winter in der Regel flach überschwemmt sind. Im Sommer sind das dann bodenfeuchte Wiesen.
Entwicklungszyklus:
Die Eier werden in den Boden gelegt. Hier überdauern sie die winterliche Überschwemmung und die Larven schlüpfen nach Rückgang des Wassers. Es entwickelt sich eine üppige Feuchtwiese, die bestenfalls schwach von Vieh beweidet wird. Dies fördert die typischen Strukturen wie sie generell Vertreter der Chorthippus albomarginatus-Gruppe benötigen: keine zu starke Verfilzung, aber auch kein deckungsloses Abfressen der Grasbnarbe. Die Imagines erscheinen von Juli bis in den November. Am 30. Oktober 2023 traf ich sie noch zahlreich an. Chorthippus lacustris heißt auf englisch Epirus Dancing Grasshopper, was sich auf das interessante Balzverhalten bezieht. Dabei umgarnt das Männchen das Weibchen mit seinen langen, weiß gespitzten Antennen und führt auch mit den Hinterbeinen (deren Tarsen und oft Knie wie auch die Cerci weißlich sind) Standsprungbewegungen aus. Das alles gleicht einem Tanz.
Gefährdungsursachen:
Chorthippus lacustris ist ein vom Aussterben bedrohter Endemit der Region Epirus (Nordwestgriechenland) und kommt heute fast nur noch in der Umgebung von Ioannina vor. Dabei sind die meisten Fundorte durch Überbauung und landwirtschaftliche Intensivierung (Umbruch zu Äckern und Fruchtgehölzplantagen, intensive Beweidung) bereits ausgestorben oder zu Resten geschrumpft. Stand heute gibt es nur noch einen einzigen individuenreichen Standort einige Kilometer südlich von Ioannina. Auch dessen Umfeld verschlechtert sich (Industrieansiedlungen, Verkehrswege etc.), wenn auch die eigentliche Überschwemmungsfläche noch weniger beeinträchtigt ist. Dort dürften im Spätsommer in guten Jahren noch mehr als Tausend Individuen auf einer Fläche von etwa 500 x 500 Meter leben.