Raupennahrungspflanzen:
Die Raupen befressen Helianthemum nummularium und seine Kleinarten. Bislang gelang hingegen kein Nachweis von Helianthemum alpestre (= oelandicum) in den Alpen.
Nachweise von Potentilla beruhen eventuell zum Teil auf Verwechslungen mit ähnlichen Pyrgus-Arten (beispielsweise bei syntopem Vorkommen von Pyrgus armoricanus), häufen sich aber in Teilen Mitteleuropas und sollten weiter untersucht werden. Wenn man sich die Verhältnisse beim Taxon accretus vergegenwärtigt, ist die lokale Nutzung von Potentilla durchaus nicht ungewöhnlich. Zudem sind weitere Beobachtungen etwa von diesem Taxon accretus (lebt v.a. an Potentilla, aber auch Helianthemum) aus SW-Europa wünschenswert.
Neue Beobachtungen beispielsweise auf der mittleren Schwäbischen Alb zeigen, dass es dort auch Populationen gibt, die an Potentilla (P. verna und P. heptaphylla) leben. Wie bei accretus sind auch bei diesen an Potentilla ablegenden Populationen Helianthemum und Potentilla im Zuchtversuch austauschbar. Vermutlich leben auch Populationen in Tieflandsandheiden etwa in Brandenburg eher an Potentilla.
Lebensraumansprüche:
Pyrgus alveus besiedelt Magerrasen im weiteren Sinn. Auch diese Art bevorzugt magere Flächen mit viel Sonnenröschen, ist aber nicht auf derart magere und niedrigwüchsige Flächen wie etwa Pyrgus serratulae oder Pyrgus cirsii beschränkt. Der Falter hält sich auch in geschlossenen Magerrasen, sofern Helianthemum noch in größerer Dichte vorkommt. Die Flächen sind meist beweidet (Wanderschäferei). Wenn nicht mehr, müssen flachgründige Stellen etwa mit Felsen etc. vorhanden sein. Trotzdem ist dann ein Aussterben zumindest langfristig wahrscheinlich.
Entwicklungszyklus:
Die Larvalentwicklung ist sehr variabel. Teilweise ist eine Vereinheitlichung der Phänologie festzustellen, bei der die Falter von Mitte Mai bis Anfang oder Mitte Juli fliegen und die Raupen als im vorletzten Stadium (meist L4) überwintern. Andernorts ist die Flugzeit ausgedehnter oder beginnt später mit Faltern noch im September oder gar Anfang Oktober. In den Alpen überwintern die Raupen als L2-4, vielleicht gelegentlich auch als L1. Dazu kommt noch, dass die Raupen unterschiedlich lange Dormanzphasen durchlaufen können und teils vier und teils fünf Häutungen (bei sehr langsamer Entwicklung möglicherweise noch mehr) durchmachen, was bei Nachkommen eines einzigen Weibchens aus den nördlichen Alpen in der Zucht beobachtet wurde.
Diese Befunde sprechen dafür, dass Pyrgus alveus recht jung ist und genetisch noch sehr variabel, was bei den Zygaenen etwa an die Verhältnisse bei Zygaena filipendulae erinnert. Eine gewisse Variabilität ist aber auch für weitere Pyrgus-Arten typisch, so P. carthami, P. armoricanus etc.
Gefährdung: gefährdet
Gefährdungsursachen:
In den Alpen ist der Falter fast überall zu finden, wo Helianthemum nummularium agg. vorkommt. Dagegen wird Pyrgus alveus in den Mittelgebirgen und vor allem im Tiefland immer seltener aufgrund von Lebensraumverlust (durch menschliche Tätigkeiten aller Art und durch den Rückgang der Wanderschäferei).
Bemerkungen:
Die zeitweilig betriebene Abtrennung insbesondere des Taxons Pyrgus trebevicensis ist nach derzeitigem Stand des Wissens nicht mehr haltbar. Pyrgus accretus ist hingegen möglicherweise als Unterart von P. alveus einzustufen (siehe P. accretus).
Pyrgus alveus agg. kommt von Nordwestafrika über Teile Europas (im Norden bis in die Südhälfte Skandinaviens) bis in die Mongolei vor, wobei die genaue taxonomische Situation vielerorts nicht bekannt ist. Vermutlich wird oft eine Einstufung bisher als Arten gehandelter Taxa als Unterart von Pyrgus alveus (P. accretus) oder gar die Eingliederung in ein anderes, schon vorhandenes infraspezifisches Pyrgus alveus-Taxon (P. trebevicensis) am sinnvollsten sein.
Hinweise zur Bestimmung:
Pyrgus alveus kann im Tiefland mit Pyrgus armoricanus verwechselt werden, wobei nur die Genitaluntersuchung sichere Ergebnisse liefern kann. In den Hochlagen der Alpen ist eine Verwechslung mit Pyrgus warrenensis nicht ausgeschlossen. Vor allem in den Südwestalpen und den Ostpyrenäen kommt mit Pyrgus bellieri eine weitere ähnliche Art vor, die aber mehr auf warme, submediterrane Plätze bis 1800m NN beschränkt ist. Dazu ist letztere Art kräftiger und weist als Männchen ein viel kräftigeres Haarbüschel an der Abdomenspitze auf. Von Pyrgus cirsii, P. serratulae oder P. carlinae kann Pyrgus alveus am besten durch die Hinterflügelunterseite (P. alveus meist mit großen weißen Flecken auf eher olivgrünem bis olivbraunem Grund) getrennt werden, wenn auch hier manchmal die Genitaluntersuchung nötig werden kann.
Insgesamt ist bei der Bestimmung von Pyrgus-Arten die Kenntnis der lokalen Verhältnisse und der Phänologie sehr hilfreich, wodurch sich allein oft schon die Beschränkung auf wenige mögliche Arten ergibt. Rein anhand von Photos ist eine Determination in vielen Fällen unseriös.