Limenitis populi (Linnaeus, 1758) (Großer Eisvogel)


Limenitis populi: Weibchen Limenitis populi: Weibchen Limenitis populi: Männchen Limenitis populi: Männchen Limenitis populi: Männchen Limenitis populi: Männchen [N] Limenitis populi: Männchen-Unterseite: Die Falter (v.a. Männchen) saugen öfters an Tierkot und anderen Substanzen am Boden. Steigerwald (um 2000) [N] Limenitis populi: Ei [N] Limenitis populi: Ei (typisch auf der Blattoberseite nahe der Spitze abgelegt) [N] Limenitis populi: Ei [N] Limenitis populi: Ei Limenitis populi: Ei Limenitis populi: Ei Limenitis populi: Ei vor dem Schlupf: erkennbar ist distal die dunkle Kopfkapsel Limenitis populi: Schlüpfende Raupe Limenitis populi: L1-Raupe nach dem Schlupf. Zunächst wurde die Eihülle als erste Mahlzeit verzehrt. Limenitis populi: L1-Raupe auf Kotrippe Limenitis populi: L1-Raupe Limenitis populi: L1 Limenitis populi: L1-Raupe Limenitis populi: L2 Limenitis populi: L2 Limenitis populi: L2 Limenitis populi: L2 in Häutungsruhe zu L3 Limenitis populi: L3-Raupe Limenitis populi: Hibernariumbau 1: Nachdem die L3-Raupe das Blatt über einen dichten Gespinstfaden am Ast verankert hat, wird ein geeigneter Blattteil herausgeschnitten. Limenitis populi: Hibernariumbau 1: Neben der Schnittarbeit wird die Verankerung verstärkt. Limenitis populi: Hibernariumbau 1: Das Blattstück wurde vollständig herausgeschnitten. Limenitis populi: Hibernariumbau 1: Die Raupe beginnt durch Querfäden, das Blattstück längs beidseitig nach oben zu biegen. Limenitis populi: Hibernariumbau 1: Endphase des Nach-Oben-Biegens und Verspinnens der Ränder. Limenitis populi: Hibernariumbau 1: Die Raupe schneidet das Hinterende in Form und legt das Einschlupfloch an. Limenitis populi: Hibernariumbau 1: Weiteres Verspinnen. Limenitis populi: Hibernariumbau 1: Das Hibernarium ist fast fertig. Limenitis populi: Hibernariumbau 1: Die Raupe beginnt, das Hibernarium längs des Astes zu positionieren. Limenitis populi: Hibernariumbau 1: Das Hibernarium wurde befestigt. Limenitis populi: Hibernariumbau 1: Dorsalansicht. Limenitis populi: Hibernariumbau 1:  Die Befestigung wurde verstärkt. Limenitis populi: Hibernariumbau 1: Hibernarium Anfang September. Limenitis populi: Hibernariumbau 2 (andere Raupe): Das Blatt wird am Zweig befestigt. Limenitis populi: Hibernariumbau 2: Parallel zur Befestigung wird auch schon mit dem Blattschnitt begonnen. Limenitis populi: Hibernariumbau 2: Der Blattschnitt ist fortgeschritten. Limenitis populi: Hibernariumbau 2: Dabei sitzt die Raupe auf der Blattunterseite. Limenitis populi: Hibernariumbau 2:  Der Blattschnitt ist abgeschlossen und die Raupe beginnt mit der Querverspinnung/Umbiegung nach oben. Limenitis populi: Hibernariumbau 2: Weiterer Fortschritt. Limenitis populi: Hibernariumbau 2: weiterer Fortschritt. Limenitis populi: Hibernariumbau 2: Das Hibernarium muss nur noch längs am Ast befestigt werden. Limenitis populi: Hibernariumbau 2: Das Hibernarium ist fertig. Limenitis populi: Hibernariumbau 3 (primitive Form wie Limenitis camilla): Die Raupe schneidet einen geeigneten Blatteil um den Blattansatz heraus. Limenitis populi: Hibernariumbau 3:  Der Blattschnitt ist fortgeschritten. Zugleich wird mit der Querverspinnung begonnen. Limenitis populi: Hibernariumbau 3: Zwischendurch wird die Befestigung des Blattstiels am Ast  forciert. Limenitis populi: Hibernariumbau 3: Das Hibernarium ist weitgehend fertig. Die Befestigung wird weiter verstärkt. Limenitis populi: Hibernariumbau 3: Die Raupe ist ins Hibernarium geschlüpft. Limenitis populi: Hibernarium im Spätwinter (Februar) Limenitis populi: Hibernarium im Spätwinter (Februar) Limenitis populi: Hibernarium im Spätwinter (Februar): Einschlupföffnung. Die Raupe ist durch Wasserabgabe zur Frostresistenz stark geschrumpft und nicht sichtbar. Limenitis populi: Von Meisen aufgehacktes, leeres Hibernarium Limenitis populi: Ende März hat die Raupe bereits wieder Wasser aufgenommen und ist nun wieder im Einschlupfloch sichtbar (Schwanzgabel). Limenitis populi: Ende März, Anfang April verlässt die L3-Raupe bei milder Witterung gelegentlich ihr Hibernarium. Limenitis populi: Mit dem Knospenaustrieb beginnt die Raupe wieder zu fressen. Limenitis populi: Raupe am Ende des dritten Stadiums Limenitis populi: Raupe nach der vorletzten Häutung (L4). Auch in diesem Stadium wird noch an Zweigen oder Knospenschuppen geruht (bräunliche Färbung) Limenitis populi: L4-Raupe Limenitis populi: L4-Raupe Limenitis populi: Raupe im vorletzten Stadium Limenitis populi: Raupe im vorletzten Stadium Limenitis populi: Raupe nach der letzten (4.) Häutung in L5 Limenitis populi: L5-Raupe Limenitis populi: L5-Raupe Limenitis populi: L5-Raupe Limenitis populi: L5-Raupe Limenitis populi: L5-Raupe Limenitis populi: L5-Raupe Limenitis populi: L5-Raupe Limenitis populi: L5-Raupe Limenitis populi: Raupe Detail (Kopf) Limenitis populi: Raupe präpariert ein Blatt für die Verpuppung Limenitis populi: Raupe präpariert ein Blatt für die Verpuppung Limenitis populi: Präpuppe Limenitis populi: Puppe Limenitis populi: Puppe Limenitis populi: Puppe Limenitis populi: Leere Puppenhüllen wie im Bild kann man auch nach der Flugzeit noch gelegentlich finden. [N] Limenitis populi: Larvalhabitat im Spätwinter: zahlreiche Hibernarien an jungen Espen [N] Limenitis populi: Larvalhabitat zur Eizeit Anfang Juli 2011: Ostexponierter Espensaum an einem Fichtenwald [N] Limenitis populi: Larvalhabitat [N] Limenitis populi: Mit einem Ei belegte junge Espe [N]

Raupennahrungspflanzen:
Die Eier werden an Populus tremula (Zitterpappel) abgelegt. Seltener werden auch andere Pappeln (Populus nigra etc.) genutzt.

Lebensraumansprüche:
Limenitis populi benötigt lichte Laubmischwälder mit größeren Beständen der Raupennahrungspflanze. Optimalhabitate sind feuchte Nieder- und Mittelwaldgebiete in winterkalter Lage oder Mosaike montaner Nadelmischwälder mit reichen Weichholzmänteln und Espenverjüngung auf Weiden oder Brachflächen. Raupen fand ich beispielsweise an besonnten, aber luftfeucht stehenden Espen in Binnenmänteln lichter Wälder oder an ostexponierten, teilsonnigen Jungespen (Bäumchen 2 bis 4m hoch) an einem Fichtenwaldrand mit vorgelagerter reichlicher Espenverjüngung. Eier und Hibernarien fand ich von 0,5 bis über 3 m Höhe. Sie dürften auch an höheren Bäumen vorkommen.

Entwicklungszyklus:
Die Raupe überwintert in einem Hibernaculum als L3, das sie bereits Ende Juli oder im August aus Blattteilen formt und meist längs am Ast anspinnt (siehe 3 Photoserien). Teilweise sind die Hibernacula aber auch so angelegt, dass keine Trennung vom Blatt erfolgt und dieses durch den Blattstiel, der am Ast mit Gespinstfäden gesichert wird, ganz normal wie bei Limenitis camilla befestigt ist. Zur Anlage des Hibernaculums (Hibernorefugium, Hibernarium) wird immer ein neues Blatt benutzt (nicht das zuletzt befressene mit der Kotfahne).
Die Hibernacula können im Winter neben den Kotrippen im Juli/August bequemer und sicherer zum Artnachweis herangezogen werden als die Falter während ihrer kurzen Flugzeit.

Ausgewachsen ist die Raupe im Mai oder allerspätestens Anfang Juni. Zur Verpuppung präpariert die Raupe ein Blatt dergestalt, dass dieses einerseits am Blattstiel durch Spinnfäden am Ast befestigt wird. Zudem wird die Blattfläche derart quer besponnen, dass sich die Ränder nach oben einbiegen und so die auf der Oberseite (Kremaster an einem Gespinstpolster am Blattansatz) ruhende Puppe etwas schützen.

Der Falter fliegt von Ende Mai bis Anfang August mit Maximum im Juni, in etwas höheren Lagen mehr um die Monatswende Juni/Juli. Die Männchen kommen vor allem vormittags gelegentlich auf den Boden, um an Exkrementen etc. zu saugen. Die Weibchen sind meist schwerer zu beobachten. Zur Paarung suchen die Falter wie bei vielen Low-Density-Arten besondere Marken in der Landschaft wie etwa hohe, das allgemeine Laubdach des Waldes überragende Einzelbäume etc. auf (Wipfelbalz, siehe etwa Weidemann 1995).

Die Eiablage erfolgt auf der Blattoberseite und hier in vielen Fällen direkt an der Blattspitze. Die recht großen Eier (deutlich größer als bei Limenitis camilla) fallen hier einem geübten Auge leicht auf. Die Jungraupe fällt ihrerseits durch ihr Fraßbild sehr auf, da sie das Blatt von der Spitze her befrisst und dabei die Mittelrippe stehenlässt und sogar noch durch eine Kotrippe verlängert. Vielleicht bietet dieses Verhalten einigen Schutz vor Prädatoren wie Ameisen. Dennoch fallen sehr viele Jungraupen Parasitoiden, Wespen oder sonstigen Prädatoren zum Opfer.

Gefährdung: stark gefährdet

Gefährdungsursachen:
Limenitis populi ist vom Aussterben bedroht, da feuchte und lichte Nieder- und Mittelwälder immer seltener und kleinflächiger werden. Die Espe wird als wertloses Weichholz nach wie vor gerne aus Wäldern eliminiert. Dafür ist dichtes, restloses Aufforsten mit Dunkelhölzern in Mode und Waldränder grenzen ohne Mantel an Intensiv-Kulturland. Die wenigen verbliebenen Habitate werden in Deutschland dazu noch stellenweise bei Schwammspinnergradationen, die eigentlich harmlos sind und auf natürliche Weise wieder zusammenbrechen, mit Dimilin vergiftet. Auch Meisenmast und Waldameisenhege in den Biotopinseln dürften einen - wenn auch verglichen mit dem Biotopverlust geringeren - Einfluss besitzen.

Die durch diesen Mangel an optimalen Entwicklunghabitaten geschwächten Populationen sind überdies dem Klimawandel mit seinen immer milderen Herbst- und oft auch Winterzeiten (Atlantisierung) ausgesetzt. Die an kalte Winter adaptierte Art weist somit etwa in Süddeutschland fast nur noch in kühlen, eher feuchten und waldreichen Mittelgebirgen einige Restpopulationen auf.

Bemerkungen:
Die Gesamtverbreitung erstreckt sich von Mitteleuropa über die Zone der sommergrünen Wälder bis nach Japan. In Mitteleuropa löst sich das Verbreitungsbild zur Zeit auf und Restpopulationen sind vor allem noch in montanen Inseln (Schwarzwald, Bayerischer Wald) zu vermelden.



Limenitis camilla | Limenitis reducta