Raupennahrungspflanzen:
Die Raupe entwickelt sich meist an Stachis (= Betonica) officinalis. In den Hochlagen der südwestlichen Alpen leben die Raupen an Stachys (Betonica) pradica (= hirsuta), die sehr ähnlich Stachys officinalis ist.
Lebensraumansprüche:
In Mitteleuropa besiedelt Muschampia floccifera Feuchtwiesenkomplexe mit mageren, niedrigwüchsigen Bereichen. Der Falter kommt in Deutschland nur mehr im Alpenvorland vom Bodensee bis zum Chiemsee vor.
In den Südwestalpen ist er in höheren Lagen offenbar häufiger (wohl mit der Verbreitung von Stachys pradica korreliert). Falter fand ich dort um 1600- 2200 m NN sowohl in den italienischen Seealpen bei Cuneo als auch an fast jedem Pass in den französischen Alpes de Haute Provence und den Hautes-Alpes. Am Col de Var waren zahlreiche Eiablagen an Betonica pradica an niedrigwüchsigen, erhöhten Stellen innerhalb von anmoorigen Flächen zu beobachten, ähnlich wie das bei uns der Fall ist. In den Nordalpen tritt Muschampia floccifera nicht im eigentlichen Alpengebiet über 1200 m NN auf. Hier fehlt auch Betonica officinalis. Betonica pradica ist mehr süd- bis vor allem südwestalpin verbreitet.
Entwicklungszyklus:
Im Allgemeinen kommt es zur Ausbildung einer Generation im Juni und Juli. Gelegentlich fliegen später Falter einer sehr partiellen zweiten Generation. Die Eier werden auf der Blattoberseite kleiner, meist steriler Pflanzen von Stachys officinalis abgelegt, wo sich die Raupen kleine Gehäuse anlegen. Hierbei zernagen sie den Blattstiel zum Teil, so dass sich die Blatttüten durch Welke auszeichnen und leicht auffallen.Die Überwinterung erfolgt als halbwüchsige Raupe. Im Frühjahr sind die ausgewachsenen Raupen im Mai zu finden. Innerhalb der Feuchtwiesen kommt es zu Raupenkonzentrationen an erhöhten, niedrigwüchsigen und mehr an Halbtrockenrasen erinnernden Stellen. Auch die Verpuppung erfolgt in einem Blattgehäuse an der Nahrungspflanze.
Gefährdungsursachen:
Diese Art ist in Mitteleuropa akut vom Aussterben bedroht. Ursachen waren früher vor allem Aufforstung, Zerstückelung (Durchsetzung mit Maisäckern) und Intensivierung von Feuchtwiesen. Heute sind es mehr die Eutrophierung der Restbestände, Verfilzung, Sukzession, Straßenbau, falsche bzw. nicht ausreichende Pflegemaßnahmen, radikale Grabenräumungen, zunehmende Isolation etc. So werden auch heute noch Straßen durch die letzten wertvollen Moore gebaut (Beispiel: Moor bei Unterreitnau im Kreis Lindau, Bau der A7 bei Füssen [hier allerdings kein C. flocciferus, aber andere bedrohte Arten]).
In den Südwestalpen ist Muschampia floccifera dagegen noch etweas verbreiteter. Gefährdungsursachen sind hier der überbordende Tourismus, zu intensive Beweidung oder auch Aufgabe der Beweidung und Verfilzung.
Bemerkungen:
Muschampia floccifera ist von Marokko (nur sehr lokal) über Mittel- und Südeuropa (in letzterem vor allem in Gebirgen) bis zum Altai verbreitet.