Magerrasen
Magerrasen sind wie der Name schon andeutet auf mehr oder weniger nährstoffarmem Substrat stockende grasreiche und meist blumenbunte Vegetationsausbildungen, die oft auch trocken sind (Halbtrockenrasen, Wacholderheiden etc.). Natürliche Magerrasen kommen in Mitteleuropa noch großflächig in den Alpen an und über der Waldgrenze vor (siehe Hochgebirge). Im Flachland sind (waren) sie auf Sonderstandorte beschränkt wie die Umlagerungsstrecken von Flüssen wie Rhein, Lech etc., Steppenheiden an besonders steilen und trockenen Felshängen und eventuell von wilden Weidetieren geschaffenen Lichtungen. Die heute außerhalb der Alpen noch anzutreffenden Magerrasen sind hingegen meist anthropogen, werden also durch Beweidung mit Schafen oder Mahd erhalten. Magerrasen können zunächst einmal nach dem Substrat unterschieden werden. Auf basen- bzw. kalkreichen Standorten kommen Kalkmagerrasen vor (z.B. im Jura), auf basenarmen hingegen acidophile Magerrasen (z.B. im Schwarzwald). Eine zweite Unterscheidung ist nach der Bewirtschaftung zu treffen. So werden die basenreichen Magerrasen (Mesobrometen: Trespenrasen) des Kaiserstuhls traditionell gemäht, die meist gehölzreicheren der Schwäbischen Alb beweidet (Gentiano-Koelerieten: Enzian-Schillergrasrasen). Im sauren Bereich ergibt eine Beweidung bei uns meist Borstgrasrasen (Nardion), beispielsweise mit Arnika und Besenheide. Kalkmagerrasen sind allgemein artenreicher, vor allem in botanischer Hinsicht.

Der große Artenreichtum beweideter Kalkmagerrasen beruht auf folgenden Ursachen:
  • Aufgrund geringen Nährstoffgehalts und oft geringer Bodenfeuchtigkeit (letzterer Grund ist heute oft der bedeutendere) kann sich keine hochwüchsige, mastige Art durchsetzen, die Bodenoberfläche ist noch ausreichend besonnt und die geringwüchsigen Spezialisten können sich halten
  • Meist große Unterschiede in Hangneigung, Exposition, Bodendeckung, Steinanteil, Gehölzdeckung etc. erzeugen einen großen Strukturreichtum
  • Dazu kommt noch der selektive Fraß (Nährstoffentzug, Begünstigung von weidefesten Arten, verbessertes Mikroklima durch Kurzrasigkeit und Lückigkeit) durch die Weidetierte (Schafe und Ziegen) sowie stellenweise Bodenverwundungen (Tritt)
  • Als Ergebnis ist (nach meist sehr langen Zeiträumen!!) eine strukturreiche Fläche hoher botanischer Artenvielfalt unter mikroklimatisch günstigen Voraussetzungen und bei extensiver Beweidung auch mechanisch verträglichen Rahmenbedingungen entstanden, die durch ihren Nischenreichtum zahlreichen Tierarten ein Auskommen bietet.
Gefährdet sind Magerrasen durch folgende Faktoren:
  • Mangelnde Rentabilität von Beweidung (Wanderschäferei), aber auch Mahd, sog. Grenzertragsstandorte und nachfolgende Sukzession (Versaumung, Verbuschung, Verwaldung)
  • Aufdüngung zu Fettwiesen oder Umbruch zu Äckern an allen nicht zu steilen Stellen
  • Aufforstung mit Nadelhölzern
  • Überbauung (Straßen, Siedlungen, Industrie, Schrebergärten)
  • Nährstoffeintrag aus der Luft aufgrund landwirtschaftlicher und industrieller Emissionen sowie dem Verkehr
  • Freizeitaktivitäten wie Lagern und Grillen, wodurch vor allem kleinflächigere Magerrasen bedroht sind
Magerrasen stehen zwar heute meist unter dem Schutz diverser Gesetze, doch hat dies auch aufgrund von teils engagierten Pflegemaßnahmen von Behörden, Verbänden und Einzelpersonen bislang zwar die Geschwindigkeit des Rückgangs verlangsamt, leider nicht aber aufgehalten, da im Einzelfall fast immer das Interesse der Allgemeinheit an einer neuen Autobahn oder industriellen Ansiedlung oder einer neuen Güllewiese mehr zählt als die Bewahrung einer lebenswerten Umwelt. Zudem werden Vergehen kaum geahndet. Schließlich bedürfen Magerrasen einer fachkundigen Pflege und können nicht einfach sich selbst überlassen werden, wie das aus Kostengründen oft geschieht.
Neben Reptilien finden sich in Magerrasen ganz besonders viele Insektenarten, teils südlicher Herkunft an besonders warmen Hängen (sog. extrazonale Biozönosen).

Bei Magerrasen sind auch extensive, bis zweischürige, relativ artenreiche, trockene oder wechselfeuchte Wiesen zu nennen, die es heute kaum mehr gibt. So sind blumenbunte Salbei-Glatthaferwiesen heute vielerorts ausgestorben. Ursachen sind in erster Linie die Aufdüngung/Intensivierung hin zu 4-8 schürigen Intensivwiesen oder auch Umbruch, Überbauung und Aufforstung.

Abschließend einige Abbildungen zu Magerrasen (Klicken Sie für eine Vergrößerung):

typischer Magerrasen im Jura stärker beweideter Magerrasen im Jura steiniger Magerrasen im Jura Magerrasen mit Krüppelgehölzen im Jura mediterraner Magerrasen in der Provence Magerrasen in der Hoch-Provence Magerrasen in einem trocken gefallenem Flachmoor (Donaumoos) Stipa-Steppenheide in den Südalpen im April Wanzenart trockenwarmer Habitate: Jalla dumosa Bienenart: Rophites algirus

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